Rev. F. J. Götz
Am 25. August d. J. ist der vormalige langjährige Pfarrer der Hl. Dreifaltigkeits Gemeinde, der Hochw. Franz Joseph Götz, nach schwerem Leiden in’s Jenseits abberufen worden. Schon seit drei Monaten hatte er zwischen Tod und Leben geschwebt, sich aber unter der geschickten Behandlung seiner Aerzte und der treuen Pflege der hingebungsvollen Nichten, in deren Behausung er sich während seiner Krankheit verbringen ließ, so weit erholt, daß er am Feste Mariä Himmelfahrt, am Tage, an dem er vor 45 Jahren zum Priester geweiht worden war, eine heilige Messe celebriren konnte, zu was ihm wohl der ernstlich gehegte Wunsch, an diesem, seinem Ehrentag am Altare dienen zu können, Kraft genug verlieh. Vater Götz fühlte sich augenscheinlich am genannten Tag, abgesehen von der Altersschwäche, ganz gut. Als sich aber in den folgenden Tagen sein alter Plagegeist, das Heufieber, bei ihm einstellte, da war wenig Hoffnung mehr auf Erhaltung des Lebens des beliebten Greises. Das Fieber nahm zu und die ohnehin auf ein Minimum beschränkten Kräfte sanken zusehends, während der Kranke mit und immer schwächer und schwächer wurde, bis zum letzten Augenblick aber bei vollem Bewußtsein verbleibend.
Kurz vor 7 Uhr Abends starb der Hochw. Herr und bald nachher verkündete Glockengeläute vom Thurme der Hl. Dreifaltigkeitskirche , durch die eben von einem heftigen Gewitter gereinigte Abendluft, die Trauerbotschaft und meldete das Ableben des früheren stets treuen und besorgten Seelenhirten der Gemeinde.
In Vater Götz verliert die Stadt Dayton einen ihrer besten Bürger; er war wirklich ein guter Mensch vom innersten Herzens aus, der nur das Wohl seiner Mitmenschen wollte und anstrebte, und deshalb trauern nicht nur Katholiken um den Tod dieses ehrwürdigen Seelsorgers, sondern Andersgläubige aller Confessionen bedauern sein Hinscheiden aus tiefstem Herzen; ganz besonder aber sind es Kinder, die in Vater Götz einen liebevollen Gönner, einen treuen väterlichen Freund verlieren und beweinen.
Vater Götz war ein hochgebilderter Mann, ein tüchtiger Sprachenkenner und in seinen jüngeren Jahren ein streitbarer Kämpe mit den Worten des Geistes und der Beredsamkeit.
Franz Joseph Götz war am 14 Dez. 1828 in Sufflenheim im Elsaß geboren. Nach dem Tode beider Eltern wanderte der 19-jährige Jüngling im Jahr 1847 nach Amerika aus. Er besuchte erst eine höhere Lehranstalt in Cincinnati und fand im folgenden Jahre Aufnahme im Mt. St. Marys Seminar bei Emittsburg, Md., dessen Präfekt damals Rev. W. Henry Elder, jetzt Erzbischof von Cincinnati , war. Einer der Professoren war Rev. Richard Gilmour, der in den Siebenziger Jahren Pfarrer der hiesigen St. Josephs Kircher war und später als Bischof der Diöcese Cleveland starb. Nach zweijährigem Studium kehrte der junge Götz ins Elsaß zurück, studierte ein Semester im Seminar zu Straßburg und kam dann in das Seminar de St. Sulpice in Paris, wo er von 1851 bis 1855 seinen Studien oblag. Am 15. August 1855 erhielt er in Paris die Priesterweihe und am 26. August las er seine erste Messe in der Kirche seines Heimathsorts Sufflenheim; ebendaselbst hielt er seine erste Predigt am 9. September. Im folgenden Monat schiffte sich der Neupriester wieder nach Amerika ein und landete am 20. Dezember 1855 in New York.
Seine erste Stelle hierzulande war die Mission in Marges, Carroll County, O. Nachdem er noch ein paar Jahre in den Missionen zu Lodi, Canal Dover und Hessen-Hübelgewirkt hatte, kam er als Lehrer von Philosophie und modernen Sprachen an das Mt. St. Marys Seminar in Cincinnati, und in 1861 wurde er von Erzbischof Purcell zum Pfarrer der neuerbauten Hl. Dreifaltigkeits Kirche dahier ernannt.
Vater Götz’s Priester-Laufbahn ist mit der Geschichte der Hl. Dreifaltigkeits Kirche dahier auf’s innigste verwoben. Erzbischof Purcell war stets ein warmer Gönner des jungen Priesters von seinen Studentenjahren her gewesen und vertraute ihm die vielversprechende junge Gemeinde an. Im Mai 1861 kam derselbe in Dayton an und übernahm die Pfarrei, während der Kirchbau noch unvolledet war und an der inneren Einrichtung noch gar Manches fehlte. Es wurde unverdrossen weiter gearbeitet, der schlanke Thurm vollendet, ein Knaben- und ein Mädchen-Schulhaus und ein Pfarrhaus gebaut, alle bequem neben einander gelegen, und, was das Beste, als im Jahre 1886 die Gemeinde ihr Silberjubiläum feierte, war sie schuldenfrei. Seit 1872 war dem Hochw. Vater Götz ein Hilfsprediger beigegeben, und im Jahr 1894 wurde er von Erzbischof Elder in Anerkennung seiner vielfachen Verdienste zum unabsetzbaren Rector ernannt.
Nachdem er bis letzten Herbst segensreich gewirkt hatte, verehrt und geachtet nicht nur von seinen Gemeindeangehörigen, sondern von allen seinen Mitbürgern ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses , fühlte er sich, bei den zunehmenden Beschwerden seines Alters, der Würde seines verantwortungsreichen Amtes nicht mehr gewachsen, worauf er auf sein dringendes Ansuchen vom Erzbischof Elder in den wohlverdienten Ruhestand versetzt wurde.
Leider wurde ihm die verdiente Ruhe durch Krankheit vergällt.
Hochw. Vater Götz war der Gründer des St. Georg’s Ritter-Vereins der Hl. Dreifalftigkeits Gemeinde. Ferner gehörte er als Ehrenmitglied folgenden Vereinen an: St. Josephs Waisenverein, St. Josephs Männerverein, St. Laurentius Unterstützungsverein und Kathol. Gesellenverein.
Das feierliche Leichenbegängniß fand Mittwoch, den 29. August, statt und gestaltete sich zu einer großartigen Trauerdemonstration.
Nachdem von den anwesenden Priestern von Nah und Fern das Todten-Officium gebetet worden war, begann um 10 Uhr das Pontifical-Traueramt, celebrirt von dem Hochw. Erzbischof Elder, assistirt von folgenden Priestern:
Dr. Schönhoff; J. W. Frohmiller, Diacon; Martin Neville, Subdiacon; Er. S.C. Kemper und Wm. Hickey, Ehrendiacone; Hy. Küs und Ant. Möller, Acolyten; A. C. Fortmann, Rauchfaßträger; Charles H. Hahne, F. Spenner und P. Peter Schirack, Ceremonienmeister.
Nach Beendigung des Requiems hielt der Hochwürdigste J. C. Albrinck, General-Vikar der Erzdiözese, und vieljähriger persönlicher Freund des verblichenen Priesters, die Leichenrede in Deutscher Sprache. Redner konnte vor Rührung und tiefempfundenenm Schmerz angesichts der irdischen Hülle seines verstorbenen Mitarbeiters kaum zur Sprache kommen.
Nach ihm widmete noch Erzbischof Elder seinem vor ihm aufgebahrten Diener im Herrn einen herrlichen Tribut der Anerkennung seiner Dienste, worauf nach Einsegnung der Leiche der riesige Trauerzug dieselbe nach Calvariens Höhe geleitete,wo sie nun der Auferstehung entgegenschlummert.
R. I. P.